Tango zwischen Brot und Kunst
Über allem...
steht der Wunsch, dass das Café Basico ein Ort ist, an dem sich Menschen - unabhängig von ihrer Herkunft und Hautfarbe, von ihrem Glauben, ihrer sexuellen Orientierung oder von ihrem wirtschaftlichen und sozialen Stand - wertschätzend auf Augenhöhe begegnen und miteinander umgehen.
Oft werden wir gefragt, ob das Café Basico von einem Kulturverein betrieben wird oder eine kommunale Einrichtung sei. Nein, wir, Eva & Klaus Vetter, betreiben unser Kulturcafé als ganz
normalen Gewerbebetrieb unabhängig von jeglicher Förderung. Als Tangoaktivisten haben wir über viele Jahre die Erfahrung machen müssen, wie schwer es sein kann, geeignete Räume für unser eigenes
Engagement zu finden, und mit wievielen Rechten und Vorschriften man sich zwangsläufig für ein kulturelles Engagement befassen muß. Über die Jahre haben wir zahlreiche Kunst- und Kulturtreibende
kennengelernt, denen es ebenso geht, die keine geeigneten Räume für ihr Engagement, nicht genügend Auftritts- und Probemöglichkeiten haben und sich oftmals in rechtlichen Grauzonen bewegen, weil
ihnen bestehenden Vorschriften nicht bekannt sind oder weil sie nicht in der Lage sind, sich mit diesen zu befassen und ggf. auseinanderzusetzen.
Unser Konzept im Café Basico ist wesentlich von dieser Erfahrung geprägt und wir versuchen (seit Jahren erfolgreich) die Gratwanderung zwischen Kunst, Tanz und Kultur auf der einen Seite und
Brot, wirtschaftlicher Sicherheit auf der anderen Seite. Neben eigenen Veranstaltungen und Angeboten, stellen wir unsere Räume und unsere Erfahrung zahlreichen Szeneaktivisten, Künstlerinnen und
Künstlern für ihr Engagement zur Verfügung. Musikveranstaltungen von Klassik bis Rap, Theatervorführungen, Tanzangebote, Ausstellungen Filmvorführungen, Yoga und vieles mehr können bei uns zu
günstigen Konditionen stattfinden, weil wir uns im Bereich der Gesellschaften, Tagungen und betrieblichen Veranstaltungen eine solide wirtschaftliche Grundlage erarbeiten.
Offen, vielseitig, innovativ und integrativ – so versuchen wir, unser Kulturcafé zu betreiben. Bei aller Offenheit ist es uns bei der Programmgestaltung und der Auswahl unserer
Kooperationspartner aber immer wichtig, daß eine gewisse atmosphärische Bandbreite gewahrt bleibt. Allzu umsatzstarke öffentliche Formate mit übermäßigem Alkoholkonsum meiden wir. Unsere
wöchentliche Salsa-Fiesta haben wir ganz bewußt auf den Sonntag gelegt, weil dadurch weniger Alkohol getrunken wird. Atmosphäre vor Umsatz zahlt sich letztendlich auch wirtschaftlich für uns aus,
denn wegen der respektvollen, guten Atmosphäre kommen immer mehr Stammgäste zu uns, die teilweise weite Wege zurücklegen, um an unseren Veranstaltungen teilzunehmen.
Für unser Konzept ist insbesondere bei der Szenearbeit eine insgesamt niedrige Preisstruktur unentbehrlich, weil wir nur so allen gegenüber, unabhängig von ihrem sozialen Stand, offen sein
können. Diese Offenheit ist wichtig für die Atmosphäre innerhalb einer Szene. Deshalb haben wir beispielsweise, wenn es eben ging, immer vermieden, Tango- und Salsa-Live-Veranstaltungen (mit
zwangsläufig höheren Eintrittspreisen) auf die Terminplätze der wöchentlichen Veranstaltungen zu setzen, damit niemand, der sich den Live-Auftritt nicht leisten will oder kann, auf die
wöchentliche Veranstaltung verzichten muß. In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig möglichst keinen Umsatzdruck zu haben, wie er beispielweise durch Brauereiverträge entstehen kann, in denen
man sich u. U. zu Abnahmemengen verpflichten muß.
Nicht zuletzt wegen des geringen Preisniveaus wird unser allereinfachster, kostensparender gastronomischer Service von keinem Stammgast als Mangel empfunden. Wenn wir uns auch nicht unwesentlich
durch den Verkauf von Getränken finanzieren, sind wir doch keineswegs eine klassische Gastronomie. Dies stellt sich auch dadurch dar, daß wir keine regulären Öffnungszeiten außer unseren
Veranstaltungen haben. An Veranstaltungsfreien Tagen bleibt unser Café geschlossen – auch wenn es an einem Samstag ist. Zu uns kommen die Gäste nicht, um etwas zu essen, oder sich zu betrinken,
sondern gerne um Kultur zu erleben, oder vielmehr noch, um sich selbst als einen Teil einer Kultur zu erleben.
Wir sind froh und dankbar, dass uns hier in Kreuztal von den Verantwortlichen in der Stadtverwaltung, sowie auch in den politischen Gremien parteiübergreifend das Vertrauen entgegen gebracht, und unser Konzept mit Wertschätzung betrachtet wurde. Dadurch konnten wir den alten Lokschuppen zur neuen Heimat für die Tango- und Salsaszene, sowie für viele weitere Kulturformen machen. Durch die vielseitige Nutzung über die Kulturveranstaltungen hinaus - beispielsweise Sitzungen, Tagungen oder private Gesellschaften - stehen die Räume im historischen Gebäude einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung.
Herzlichst Eva & Klaus Vetter